Marshall Stearns

1908 - 1966

Marshall Winslow Stearns 1908-1966
war ein bedeutender US-amerikanischer Jazzkritiker und Musikwissenschaftler. Er gilt als einer der ersten ernsthaften akademischen Forscher des Jazz. Stearns studierte an der Harvard University und der Yale University. Er war Professor für englische Literatur, bevor er sich intensiv der Jazzforschung widmete.

Pionier der Jazzforschung
Stearns war massgeblich daran beteiligt, Jazz als ein ernsthaftes Studienfach in der akademischen Welt zu etablieren. Er gründete 1952 das Institute of Jazz Studies (IJS), zunächst in seinem eigenen Heim in Greenwich Village, New York. Diese Institution, die später an die Rutgers University verlegt wurde, beherbergt heute eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Jazz-bezogenen Materialien, darunter Tonträger, Bücher, Zeitschriften, Manuskripte und vieles mehr.

Schriftsteller und Kritiker
Stearns schrieb für zahlreiche Magazine und Fachzeitschriften über Jazz, darunter Variety, Saturday Review, Down Beat, The Record Changer, Esquire, Harper's, Life und Musical America.

Lehrtätigkeit
Er unterrichtete an der New School for Social Research (1954-1961) und an der School of Jazz in Lenox, Massachusetts.

Privates
Stearns war zweimal verheiratet. Seine zweite Frau, Jean Barnett Stearns, war eine wichtige Mitarbeiterin bei seinen Forschungen, insbesondere im Bereich des Jazz-Tanzes.


Bedeutende Veröffentlichungen
The Story of Jazz (1956)
Dieses Buch gilt als eines der ersten umfassenden und wissenschaftlich fundierten Werke zur Geschichte des Jazz. Es zeichnet die Entwicklung des Jazz von seinen afrikanischen und europäischen Wurzeln in New Orleans bis hin zu den modernen Formen des Bebop und des afro-kubanischen Jazz nach. Es war einflussreich sowohl in akademischen Kreisen als auch beim breiten Publikum.

Jazz Dance - The Story of American Vernacular Dance (1968, postum mit Jean Stearns)
Dieses Werk ist eine bahnbrechende Untersuchung der Geschichte des amerikanischen Vernacular Dance, der eng mit der Entwicklung des Jazz verbunden ist. Es beleuchtet die sozialen, kulturellen und musikalischen Einflüsse auf Tanzformen wie Swing, Lindy Hop und andere.

Bedeutung für die Jazzforschung
Marshall Stearns leistete einen unschätzbaren Beitrag zur Etablierung der Jazzforschung als ein legitimes und wichtiges Feld der Musikwissenschaft und Kulturgeschichte. Durch die Gründung des Institute of Jazz Studies schuf er ein Zentrum für die Sammlung und Erforschung von Jazz-Materialien. Seine wegweisenden Bücher trugen massgeblich dazu bei, das Verständnis und die Wertschätzung für Jazz in der breiten Öffentlichkeit und in akademischen Kreisen zu fördern. Er betonte in seiner Arbeit oft die Verbindung zwischen der Musik und den sozialen und kulturellen Kontexten, aus denen sie entstand.

Stearns starb am 18. Dezember 1966 in Key West, Florida. Sein Vermächtnis lebt in seiner Forschung, seinen Schriften und dem von ihm gegründeten Institute of Jazz Studies weiter.

Wertschätzung für Mahalias Gesang

Stearns lud Mahalia Jackson ein, zum Music Inn in Lenox zu kommen, um Musikwissenschaftlern die Gospelmusik näherzubringen. Bei ihrer Ankunft im Music Inn wurde sie von Marshall Stearns und John Hammond begrüßt.

In seinem Buch “The Story of Jazz“ schrieb Marshall Stearns, dass Mahalia Jackson

"eine fast ununterbrochene Mauer blauer Tonalität erschafft" und dass sie "jede Regel des Konzertgesangs bricht", aber ihr "gefühlvoller und ausdrucksstarker Gesang aus voller Kehle ist seraphisch“. Er zitierte auch ein Mitglied der Sanctified Church mit den Worten:

"Mahalia, sie fügt mehr Blumen und Federn hinzu als jeder andere
und alle sind genau richtig“.

Stearns nahm im August 1951 an einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Definitions in Jazz" im Music Inn teil, zusammen mit Mahalia Jackson, Mildred Falls, Dennis Strong, John Mehegan, Richard Waterman, John Hammond und Willis James. Bei der Recherche für sein Buch The Story of Jazz widmete er Mahalia Jackson die ersten Seiten.