Jules Schwerin

Der umstrittene Chronist von Mahalia Jackson

Jules Schwerin 1919-2004


Der umstrittene Chronist von Mahalia Jackson
Jules Schwerin war zweifellos eine treibende Kraft hinter der Dokumentation des Lebens und der Karriere von Mahalia Jackson, der unbestrittenen Königin des Gospels. Sein Engagement manifestierte sich in seinem maßgeblichen Buch „Got to Tell It: Mahalia Jackson, Queen of Gospel“, einem hochgelobten Filmdokumentarfilm und der Produktion ihres Grammy prämierten Albums für das beste Gospel- und Soul-Album im Jahr 1976. Doch trotz dieses tiefen Engagements ist Schwerins Glaubwürdigkeit als Biograf heftiger Kritik ausgesetzt.

Schwerin selbst beschrieb sein Buch als „persönliche Odyssee“, die Mahalia so enthüllen sollte, wie er und ihre engsten Vertrauten sie kannten. Er hatte eine „lebenslange Besessenheit“ von ihrer Stimme und nutzte umfangreiche Interviews mit Jackson selbst sowie mit ihrem „Ersatzsohn“ Bruder John Seilers, Studs Terkel, George Avakian und Benjamin Hooks als Quellen. Aus diesen Gesprächen zeichnete er ein Bild von Mahalia als einer Frau der Kontraste – gleichzeitig warm und großzügig, aber auch grausam und unbarmherzig, wie etwa in der Episode um die Entlassung ihrer Pianistin Mildred Falls, deren Authentizität nicht beweisbar ist, sondern lediglich auf seinen „Erinnerungen“ beruht.


Die Schatten auf Schwerins Glaubwürdigkeit
Genau diese ambivalente Darstellung und Schwerins eigene Offenheit für „gehässige Parteinahmen und klatschsüchtige Insider-Details“ führten zu erheblichen Zweifeln an seiner Glaubwürdigkeit. Im Buch „Black Gospel Field“ von Mark Burford wird Schwerins Glaubwürdigkeit explizit infrage gestellt, da seine Darstellung Mahalias Jacksons und ihres Charakters oft als „fehlgeleitet und aus der Hüfte geschossen“ beschrieben wird. Dies sei besonders besorgniserregend, wenn er Mahalias Auftritt im Film „Imitation of Life“ diskutiert.
Der Kern der Kritik liegt darin, dass Schwerins persönliche Neigung zu „klatschsüchtigen“ und „gehässigen“ Details seine Objektivität beeinträchtigt haben könnte. Während er wichtige Aspekte von Mahalias Leben und Karriere beleuchtete, wie ihre Herausforderungen im Radio oder die kreative Art, wie sie den Gospel-Stil aufbrach, wirft seine eigene Offenlegung von Vorlieben für sensationslüsterne Aspekte die Frage auf, inwieweit seine Darstellung von Mahalias komplexer Persönlichkeit tatsächlich ausgewogen ist.

Mahalia Jackson war eine bahnbrechende Künstlerin, die den schwarzen Gospel aus den Kirchen Chicagos in die breite Öffentlichkeit trug. Schwerins Arbeit bleibt eine wichtige Quelle für ihr Leben, doch die Kritik an seiner Darstellung erinnert uns daran, dass selbst engagierte Chronisten nicht immer eine unvoreingenommene Perspektive bieten.