Der Mann, der den Jazz und Mahalia nach Europa brachte
Hugues Panassié 1912-1974, war weit mehr als nur ein Jazzkritiker. Der Franzose war ein Pionier, dessen Leidenschaft für den Jazz nicht nur die europäische Musikszene prägte, sondern auch dazu führte, dass die Welt eine der größten Stimmen aller Zeiten entdeckte: Mahalia Jackson. Als Mitbegründer des “Hot Club de France“ und Autor des wegweisenden Buches “Hot Jazz“ (1934), legte Panassié den Grundstein für die seriöse Jazzkritik und förderte insbesondere frühe Stile und schwarze Künstler, deren Talent er tief verehrte.
Entdecker und Förderer: Mahalia Jacksons Weg nach Europa
Panassiés Einfluss auf Mahalia Jacksons Karriere war immens. Während eines Aufenthalts in New York im März 1949 stieß er zusammen mit Mezz Mezzrow auf die Aufnahmen der Gospelsängerin beim Apollo-Label. Panassié war sofort fasziniert. Er nahm ihre Platten, darunter Hits wie „Amazing Grace“ und „In My Home Over There“, mit nach Frankreich.
Verbreitung
Was folgte, war eine gezielte Kampagne zur Popularisierung ihrer Musik. Woche für Woche spielte Panassié Mahalias Aufnahmen in seiner Radiosendung im ORTF (Radio ganz Frankreich), die auch in Großbritannien und anderen westeuropäischen Ländern zu hören war. Parallel dazu veröffentlichte er einen begeisterten Leitartikel über sie in seiner Zeitschrift “La Revue du Jazz“. Diese unermüdliche Promotion führte dazu, dass Mahalia Jackson ein breites, rein weißes Publikum erreichte – eine Seltenheit für schwarze Künstler zu dieser Zeit. Der Erfolg war so groß, dass Vogue Records, der die Apollo-Aufnahmen in Frankreich und England vertrieb, Mahalias Werk aufgrund der überwältigenden Popularität auf den Markt brachte. Im März 1951 krönte sich Panassiés Einsatz mit dem berühmten “Grand Prix du Disque“ der Académie für Mahalia Jacksons Single „I Can Put My Trust in Jesus“ / „Let the Power of the Holy Ghost Fall on Me“. Die Krönung seiner Bemühungen war zweifellos die Einladung an Mahalia Jackson, persönlich in Frankreich aufzutreten – eine direkte Folge Panassiés unermüdlicher Fürsprache.
Eine besondere Verbindung: Der "Engel des Friedens" und ihr Champion
Die Beziehung zwischen Hugues Panassié und Mahalia Jackson war tief und von gegenseitigem Respekt geprägt. Als Mahalia Jackson in Le Havre ankam, wurde sie im Namen von Panassié mit Blumen empfangen. Am Pariser Flughafen Orly spielte sie unwissentlich eine unerwartete Rolle: Sie brachte Panassié und Charles Delaunay, die „Protagonisten der gegensätzlichen und verfeindeten Jazz-Lager Frankreichs“, zusammen. Ihr herzlicher Gruß und ihr gemeinsames Posieren für Fotos mit Mahalia führten dazu, dass die Pariser sie als den „Engel des Friedens“ bezeichneten. Mahalia selbst drückte den Wunsch aus, Panassié zu treffen, da er der „Mann war, der dafür verantwortlich war, dass sie nach Europa kam“. Ihr erstes Treffen war emotional: Sie umarmte und küsste ihn, und Panassié war „sehr gerührt“, was eine sofortige und tiefe Freundschaft begründete.
Emotionale Stütze
Als sie nach ihren Pariser Konzerten hinter der Bühne zusammenbrach, rezitierte er ihr Bibelstellen, um sie zu trösten, und wurde als „ein Teil von ihr, dieser große, warme weiße Mann mit seiner Seele in seinem Lächeln“ beschrieben. Er versuchte auch, ihre Sorgen über Bombengerüchte, die sich später als Fehlalarm herausstellten, zu zerstreuen. Kurz vor einem Konzert bat Mahalia ihn ausdrücklich zu bleiben, da er „der Einzige ist, den ich hier kenne“. Panassié war von Mahalias Auftritten begeistert und berichtete euphorisch über ihr Pariser Konzert für das *Le Bulletin du Hot Club de France*, wobei er ihren wunderschönen Gesang hervorhob. Noch 1963 schickte er eine begeisterte Rezension von Mahalias *Greatest Hits*-Album, das gerade in Europa erschienen war, und bezeichnete es als „Wunderbar“.
Hugues Panassié, der auch Interviewpartner für Laurraine Goreaus Biografie “Just Mahalia, Baby“ war, bat zudem Madeleine Gautier, eine Hommage an Mahalia Jackson zu verfassen. Sein unermüdlicher Einsatz und seine tiefe Bewunderung für Mahalia Jackson machten ihn zu einer Schlüsselfigur in ihrer internationalen Karriere und festigten seinen Platz als einer der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Jazz und Gospels.