Harry Lenetska

4.September 1895 - 24. März 1988

Eine entscheidene Partnerschaft

Mahalia Jackson und Harry Lenetska

Die Karriere der legendären Gospel-Sängerin Mahalia Jackson erfuhr einen bedeutenden Aufschwung durch die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Künstleragenten Harry Lenetska. Eine zunächst unerwartete Verbindung, die maßgeblich zu Jacksons Durchbruch zu einem breiteren Publikum beitrug.

Harry Lenetska war kein Unbekannter im Showgeschäft. Bevor er mit Mahalia Jackson in Kontakt kam, hatte er bereits namhafte Künstler wie Sophie Tucker, Borrah Minnevitch und den einflussreichen Fernsehmoderator Ed Sullivan unter seinen Fittichen. Seine Expertise und sein Gespür für Talente waren in der Branche anerkannt.

Es war Bess Berman, die resolute Besitzerin von Apollo Records, die Lenetska bat, sich Mahalia Jacksons Gesang anzuhören. Berman hatte die Künstlerin zwar unter Vertrag genommen, war sich aber unsicher über deren kommerzielles Potenzial. Lenetska folgte der Bitte und besuchte Mahalia in einer Kirche. Was er dort erlebte, beschrieb er später als ein einschneidendes Erlebnis. "Wie vom Donner gerührt" sei er gewesen, überwältigt von ihrer Stimme und ihrer Bühnenpräsenz. Er erkannte sofort ihr außergewöhnliches Talent und prophezeite ihr eine glänzende Zukunft, indem er ihre Ausstrahlung mit der von Größen wie Al Jolson und Judy Garland verglich. Von diesem Moment an übernahm Lenetska das Management von Mahalia Jackson. Sein erster Schritt war, sie für Auftritte in Theatern zu buchen. Anfangs begegnete ihm Mahalia mit Misstrauen. Sie hatte noch nie einen Agenten gehabt und zögerte, in Theatern aufzutreten. Ihre Skepsis rührte von einem tief verwurzelten Versprechen: Nachdem ihr Onkel Emmanuel nach ihrem Drängen, ein Foto machen zu lassen, beinahe gestorben wäre, hatte sie geschworen, niemals wieder ein Theater zu betreten und nur für den Herrn zu singen. Lenetska jedoch ließ nicht locker. Er überzeugte sie von seinem aufrichtigen Glauben an ihr Talent und seinem unbedingten Engagement für ihre Karriere.

Einfluss
Lenetskas Einfluss zeigte sich schnell. Er handelte höhere Gagen für Mahalia aus und erschloss ihr neue Bühnen. Neben ihren traditionellen Auftritten in Kirchen buchte er sie in renommierten Veranstaltungsorten wie dem Golden Gate Ballroom. Obwohl die Bezahlung in Kirchen oft bescheidener ausfiel, legte Lenetska Wert darauf, dass Mahalia weiterhin dort sang, um ihre Verbindung zu ihren spirituellen Wurzeln und ihrer Gemeinde aufrechtzuerhalten – eine Entscheidung, die ganz in ihrem Sinne lag.

Unterstüzung
Die Unterstützung und der unerschütterliche Glaube von Harry Lenetska spielten eine entscheidende Rolle für Mahalia Jacksons Aufstieg zum Weltstar. Er erkannte ihr außergewöhnliches Talent, überwand ihre anfängliche Skepsis und ebnete ihr den Weg zu einem breiteren Publikum, ohne dabei ihre künstlerische Integrität und ihre spirituellen Überzeugungen zu vernachlässigen. Ihre Partnerschaft war ein wichtiger Baustein in der bemerkenswerten Karriere einer der größten Stimmen des 20. Jahrhunderts.

Erfolg
Nach dem überwältigenden Erfolg von "Move On Up a Little Higher" agierte Lenetska energisch, um Mahalia lukrative Engagements zu verschaffen. Er bot Auftritte für 1.500 Dollar pro Nacht an und versandte entsprechende Verträge. Oft musste er sich zwar mit prozentualen Gewinnbeteiligungen zufriedengeben, doch größere Säle ermöglichten die von ihm in Aussicht gestellten Gagen. Er versuchte sogar, sie für Max Gordons Village Vanguard zu buchen, einen Nachtclub, der 5.000 Dollar pro Woche bot. Mahalia lehnte dieses Angebot jedoch ab, da sie dort keine religiösen Lieder singen wollte.

Lenetska begleitete Mahalia Jackson und ihre Pianistin Mildred Falls auf ihrer Europatournee im Oktober 1952, die in Paris begann und einen enthusiastischen Empfang fand. Während der Tournee wurde er Zeuge von Mahalias gesundheitlichen Problemen. Er stand ihr in diesen schweren Momenten bei, sprach ihr Mut zu und las ihr tröstende Worte aus Psalm 27 vor. Er schlug sogar eine Operation in Paris vor, damit sie die Tournee fortsetzen konnte, was sie jedoch ablehnte.

Meilenstein
Ein weiterer Meilenstein in ihrer Zusammenarbeit war Lenetskas Organisation ihres ersten Fernsehauftritts in Ed Sullivans populärer Sendung "Toast of the Town". Er präsentierte ihr diese Gelegenheit als ein "verfrühtes Weihnachtsgeschenk". Vor der Sendung war er nervös, als Mahalia darauf bestand, auf der Bühne eine Orgel zu haben, obwohl keine geplant war. Nach dem erfolgreichen Auftritt zeigte er sich zunächst entmutigt, doch seine Stimmung hellte sich auf, als Mahalia die Möglichkeit einer Europatournee ansprach. Er riet ihr umgehend, sich um ihren Pass zu kümmern. Er koordinierte ihre Reise nach Europa und sorgte dafür, dass ihr ein Flugticket zugeschickt wurde, da sie die lange Schiffsreise scheute. Bei ihrer Ankunft in Le Havre kümmerte er sich um die Presse. Hinter der Bühne wartete er mit ihrem Mantel, als Mahalia nach ihren emotionalen Auftritten erschöpft zusammenbrach. Nach ihrer Erkrankung erkundigten sich sowohl Lenetska als auch Bess Berman nach ihrem Zustand.

Getrennte Wege
Schließlich kam es zu einer Trennung zwischen Mahalia Jackson und Harry Lenetska. Mahalia war der Ansicht, dass Lenetska ihr nach ihrer Krankheit nicht mehr den gleichen Nutzen bringen würde. Lenetska bestätigte die "sozusagen" erfolgte Trennung nach Mahalias Erkrankung, betonte jedoch, dass es "nichts Unfreundliches" gewesen sei und sie weiterhin in Kontakt geblieben seien. Trotz der späteren Trennung bleibt Lenetskas frühe Unterstützung und sein Glaube an Mahalia ein entscheidender Faktor für ihren Weg zum internationalen Ruhm.