Ein Mann mit Herz und Leichenwagen
Bob Miller
Manche Menschen wirken im Stillen, doch ihr Einfluss ist monumental. Bob Miller, auch bekannt als Robert Miller, war genau so eine Persönlichkeit. Als Bestattungsunternehmer und ehemaliger Bürgermeister von Bronzeville war Miller viel mehr als nur ein Geschäftsmann – er war Mahalia Jacksons erster enthusiastischer Verbündeter, Manager und ein unerschütterlicher Freund, dessen Weitsicht und Engagement maßgeblich zum Aufstieg der Gospel-Ikone beitrugen.
Ein ungewöhnlicher Manager mit Herz und Leichenwagen
Miller war nicht der typische Musikmanager. Zwischen den Bestattungen kümmerte er sich um Mahalias Karriere, fuhr sie in seinem Leichenwagen zu Auftritten und bewies dabei eine Hingabe, die weit über das Übliche hinausging. Mahalia selbst nannte ihn liebevoll ihren "Boss", ein Titel, der die tiefe Wertschätzung und das Vertrauen widerspiegelt, das sie in ihn setzte. Auch als qualifizierter Sekretär und Herausgeber der “National Funeral Directors Association“ zeigte er seine organisatorischen Fähigkeiten und seine professionelle Akribie.
Vom Friedhof zur Bühne: Die Anfänge einer Legende
Bob Miller war es, der Mahalia Jackson half, ihren ersten Auftritt außerhalb einer Kirche zu bekommen – in einem Schulauditorium. Er ermutigte Familien, Mahalia für ihre Trauerfeiern zu engagieren, nicht des Geldes wegen, sondern aus "Liebe zu Gott und zur Ehre des Verstorbenen". Schon früh erkannte er Mahalias außergewöhnliches Talent und zahlte ihr 2 Dollar (und mehr) pro Auftritt – in den Zeiten der Depression ein Vermögen, das Mahalias Existenz sicherte.
Weitsicht
Gemeinsam mit "Doc Hawkins" entdeckte und förderte er Mahalia rund zwanzig Jahre vor 1954, organisierte Konzerte, stellte sie wichtigen Persönlichkeiten wie Ink Williams vor und ebnete ihr den Weg zu einem Plattenvertrag bei Decca Records. Ohne Bob Miller wäre Mahalias Weg zur "Königin des Gospel" zweifellos ein anderer, vermutlich steinigerer, gewesen.
Ein Brückenbauer für die Bürgerrechtsbewegung
Millers Engagement beschränkte sich jedoch nicht nur auf Mahalias musikalische Karriere. Er war ein stiller, aber entscheidender Akteur im Kampf um die Bürgerrechte. Seine Verbundenheit zu Mahalia brachte ihn in engen Kontakt mit Größen wie Martin Luther King Jr. und Ralph Abernathy, deren Freund er wurde. Er informierte Dr. King über Mahalias Anfänge in Chicago und organisierte mit seinem unvergleichlichen Netzwerk beeindruckende Empfänge für King in der Stadt – mit glänzenden Limousinen, Motorradeskorten und der vollen Unterstützung von Bürgermeister Daley, der für Mahalia "alles tun" würde.
Miller erlebte die Realitäten der Rassentrennung am eigenen Leib. In Jackson, Mississippi, als drei Bürgerrechtler vermisst wurden, spürte er die Angst, aber auch die Hoffnung, die das Bürgerrechtsgesetz von 1964 mit sich brachte – zum ersten Mal konnte er in einem Hotel in der Innenstadt übernachten. Trotz Anfeindungen und wiederholten Stopps durch die Polizei blieb er standhaft und unterstützte die Bewegung mit voller Überzeugung.
Ein Mann der Tat und des Vertrauens
Miller zeichnete sich durch seine "sanfte, präzise Stimme" und seine ruhige, besonnene Art aus. Er war jemand, der stets die richtigen Fragen stellte, auch wenn Mahalia keine Antworten hatte, und der ihre Vorgehensweisen niemals hinterfragte. Sein Schock wandelte sich in Wut, als er von einem körperlichen Angriff auf Mahalia erfuhr, und er zögerte nicht, sofort Bürgermeister Daley und andere Behörden um Hilfe zu bitten. Seine Loyalität und sein Beschützerinstinkt waren unerschütterlich.
Bob Miller war einer jener seltenen Menschen, die im Hintergrund Großes bewirken. Er war Mahalia Jacksons Fels in der Brandung, ein unverzichtbarer Berater, ein Organisator und ein Freund. Sein Vermächtnis ist nicht nur eng mit der Karriere einer der größten Stimmen des 20. Jahrhunderts verbunden, sondern auch mit den stillen, aber mächtigen Schritten auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit und Gleichheit. Bob Miller mag im Schatten gestanden haben, doch sein Licht war entscheidend für den Weg vieler.