Verkehrsmittel

Auto - Zug - Schiff - Flugzeug

Zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Mahalia Jacksons Leben war untrennbar mit dem Reisen verbunden, aber es war weit entfernt von einer glamourösen Angelegenheit. Ihre Odyssee durch die Vereinigten Staaten und die Welt war eine Mischung aus Triumphen und Strapazen, geprägt von den Schatten der Rassentrennung, gesundheitlichen Herausforderungen und ihrer unerschütterlichen Hingabe an die Musik.

Die Eisenbahn als prägende Erfahrung

Ihre erste große Reise im November 1927, im zarten Alter von 16 Jahren, mit dem Zug von New Orleans nach Chicago, war ein einschneidendes Erlebnis. Zwei Nächte und einen Tag verbrachte sie in einem ungeheizten, rassistisch getrennten Abteil. Dieses frühe Trauma des „Jim Crow“-Systems prägte sich tief in ihr Gedächtnis ein, auch wenn sie sich später Erste-Klasse-Privatunterkünfte leisten konnte. Trotz der Diskriminierung war sie aufgeregt, als der Zug in Chicago einrollte.

Mahalia Jackson bevorzugte oft den Zug gegenüber dem Flugzeug, um ihre ausgeprägte Flugangst zu umgehen. Doch auch Zugreisen waren nicht ohne Zwischenfälle. Einmal wurde sie so krank, dass sie beim Aussteigen Hilfe brauchte und enttäuscht feststellte, dass kein Gepäckträger auf sie wartete. Eine andere denkwürdige Fahrt führte Mildred Falls, ihre Pianistin, in den Gepäckwagen, wo sie mit Leichen und Särgen saß. Einmal entgleiste ihr Zug nach einer Kollision beinahe, aber Mahalias Waggon blieb verschont. Eine Angewohnheit, die sie ihr Leben lang beibehielt: Sie reiste mit fast hundert Dollar in ihrem BH.

Unterwegs auf vier Rädern

Mahalia besaß sowohl einen lila Cadillac als auch später einen weißen Buick. Sie saß oft selbst am Steuer und war bekannt dafür, manchmal sehr schnell zu fahren. Freunde und Verwandte, wie Ike Hockenhull (ihr erste Ehemann) und Allen Clark Jr., halfen ihr ebenfalls beim Fahren.
Ihre Erfahrungen im Auto waren ebenfalls von den gesellschaftlichen Gegebenheiten geprägt. In New Orleans musste sie einmal einen weißen Freund auf dem Rücksitz ihres Cadillacs sitzen lassen und ihn als ihren „weißen Boss“ ausgeben, um Ärger mit der Rassentrennung zu vermeiden. Solche Verhältnisse waren in New Orleans üblich, während ein weißer Taxifahrer in Chicago ohne Protest eine schwarze Frau mitnahm – ein Unding in ihrer Heimatstadt.

Zwischenfälle blieben nicht aus: Ihr Auto wurde einmal wegen unbezahlter Raten von der Finanzierungsgesellschaft stillgelegt, eine Folge der Nachlässigkeit ihres damaligen Mannes Ike Hockenhull. Mahalia musste 800 Dollar zahlen, um es zurückzubekommen. Einmal improvisierte sie eine Geschichte, dass das Auto ihrer „Madam“ gehörte, um eine Begegnung mit der Polizei zu entschärfen. Sie erinnerte sich auch an eine Fahrt mit 90 Meilen pro Stunde auf einem Highway in Mississippi, die ihr zwar eine Strafe von 100 Dollar einbrachte, aber immerhin „Zeit sparte“.

Reisen im Süden waren besonders schwierig, da es keine Rastplätze für Schwarze gab. Bei einer Fahrt durch den Texas Panhandle und New Mexico geriet sie in einen Schneesturm, der sie schließlich dazu zwang, den Zug zu nehmen. Ihr Auto nutzte Mahalia auch als Transportmittel für Schallplatten und Liederbücher, die sie nach ihren Konzerten verkaufte. Das Fahren sah sie als einen Teil ihrer Arbeit, um die Menschen „auf dem Land“ glücklich zu machen.

Die See- und Flugreisen: Zwischen Angst und Notwendigkeit

Ihre erste Europatournee im Oktober 1952 führte sie mit der S.S. United States nach Le Havre, Frankreich. Obwohl sie zu Beginn der Schiffsreise seekrank und erschöpft war, gaben ihr die Fürbitten ihrer Mutter Fannie Gay die nötige Zuversicht. In Paris wurde sie so enthusiastisch empfangen, dass die Polizei die Menge kontrollieren musste. Auch ihre Tournee ins Heilige Land 1961 unternahm sie per Schiff, wo sie ebenfalls mit anfänglicher Krankheit zu kämpfen hatte, sich aber durch die Anweisungen des Schiffsarztes erholte. Sie fand Trost und Frieden, indem sie stundenlang die Wellen beobachtete. Ihre Reisen führten sie weiter nach Alexandria, Beirut und Damaskus, bevor sie mit dem Auto nach Jerusalem fuhr.

Mahalia Jacksons Flugangst war legendär. Ihr Agent Lou Mindling scherzte oft, dass sie keine Probleme hätte, wenn sie fliegen würde. Sie zog den Zug vor und ließ in Verträgen festlegen, dass sie nicht fliegen würde. Doch manchmal war Fliegen unvermeidlich, sei es, um rechtzeitig zu Konzerten zu gelangen oder wenn ihre Gesundheit es erforderte.

So musste sie 1952 nach Europa fliegen, um pünktlich in Frankreich anzukommen. Nach einem Konzert in Berlin, bei dem sie fast ohnmächtig wurde, musste sie nach Kopenhagen fliegen. Ein Pilot aus Oklahoma, der von ihrer Angst wusste, flog sie überall hin. Auf einem Flug, bei dem Feuer im hinteren Abteil ausbrach und das Fahrwerk klemmte, blieb Mahalia ruhig und betete. Nach ihrem Zusammenbruch in Europa 1967 musste sie nach Chicago zurückfliegen, da sie sich nicht in Europa operieren lassen wollte und zu ihrem vertrauten Arzt wollte.

Im April 1971 verpasste sie ihren Flug nach Japan, weil sie beim Arzt war, und versuchte verzweifelt, Taxis und Autos anzuhalten – ohne Erfolg, da niemand sie erkannte. Schließlich hielt man die Flugzeugtür für sie offen, und sie stieg keuchend ein. Bemerkenswert ist, dass sich ihre Einstellung zum Fliegen auf späteren Touren nach Japan und Indien änderte. Sie genoss die Flüge und die Gastfreundschaft der Fluggesellschaften, auch wenn sie insgeheim immer noch betete. Sie bemerkte die „Porzellanpuppen“-Stewardessen und das ständige Angebot von Essen. Im Oktober 1971, aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes, wurde sie per Militär-Luftevakuierung nach Hause gebracht, mit Zwischenstopps und Krankenhausaufenthalten in Frankfurt, Washington D.C. und im Great Lakes Naval Hospital, bevor sie mit einem Krankenwagen zum Billings Hospital in Chicago gefahren wurde.

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Mahalia Jackson auf der „Matsonia“ (San Franzisco, Kalifornien) am 14.02.1963, auf dem Weg nach Honolulu.

Reisegefährten und persönliche Aspekte

Mahalia reiste selten allein. Ihre Entourage umfasste stets Pianisten wie Mildred Falls und Charles Clency, ihren Neffen und Assistenten Allen Clark Jr., Sekretärinnen und Tourmanager wie Harry Lenetska und Lou Mindling.

Finanziell war Mahalia Jackson praktisch veranlagt. Sie bestand oft auf Barzahlung im Voraus und erhielt nach einem Konzert in Tokio einmal 10.000 Dollar in bar. Sie war auch bekannt dafür, großzügig Geld an ihre Begleiter und Freunde zu verteilen.

Ihre Gesundheit war auf Reisen oft ein großes Problem. Sie litt unter Brustschmerzen, Durchfall und Herzproblemen, was zu Krankenhausaufenthalten und Reiseabbrüchen führte. Trotzdem sang sie oft weiter und gab alles, auch wenn ihre Fähigkeit, sich körperlich auszudrücken, durch ihre Krankheit beeinträchtigt wurde.

Trotz aller Strapazen liebte Mahalia die soziale Interaktion. Sie nahm sich Zeit, mit Fans zu sprechen und Autogramme zu geben, selbst wenn sie müde war. Auf Reisen fand sie oft Ruhe und die Möglichkeit, ihre Gedanken zu ordnen, was ihr angesichts ihres turbulenten Lebens eine willkommene Auszeit bot.

Mahalia Jacksons Reisen waren mehr als nur Fortbewegung; sie waren ein Spiegelbild ihres Lebens, ihrer Kämpfe und ihrer unbeirrbaren Hingabe an ihre Musik.

©Thilo Plaesser