Heiliges Land

Mahalias Pilgerreise

Eine tiefe Sehnsucht wird Wirklichkeit

Mahalia Jackson, trug zeitlebens einen tiefen Wunsch in sich: das Heilige Land zu besuchen, besonders Jerusalem. Die Stätten zu sehen, über die sie in ihrer geliebten Bibel gelesen hatte, war ein wiederkehrendes Thema in ihren Gesprächen und spiegelte ihre tiefe Spiritualität wider. Diese Sehnsucht sollte sich schließlich, nach einigen Umwegen, auf eine der bedeutsamsten Reisen ihres Lebens erfüllen.


Ein unerfüllter Traum: Die Reisepläne von 1952
Bereits im Oktober 1952, während ihrer Europareise, plante Mahalia Jackson, ihre Tournee im Heiligen Land zu beenden. Ihr Agent Harry Lenetska hatte einen Besuch fest eingeplant. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Während der Seereise erkrankte sie schwer an Sarkoidose und Gebärmuttermyomen. Die Tournee musste um zwei Wochen verkürzt werden, und sie kehrte für eine Notoperation in die USA zurück. Den Gedanken an eine Operation in Europa lehnte sie ab und ließ sich stattdessen in Chicago behandeln, bei ihrem vertrauten Arzt. Es war eine große Enttäuschung für sie, das Heilige Land nicht zu Weihnachten sehen zu können. Der Traum, dort zu singen und die heiligen Stätten zu erleben, musste warten.


Die Erfüllung der Sehnsucht: Die Reise im Jahr 1961
Acht Jahre später, im Jahr 1961, bot sich Mahalia Jackson die lang ersehnte Gelegenheit. Eine weitere Europareise führte sie über Rom und Neapel, bevor sie sich auf den Weg in den Nahen Osten machte, um endlich ihre Sehnsucht nach dem Heiligen Land zu stillen. Diese Reise empfand sie als eine Vollendung ihres früheren, unterbrochenen Vorhabens.

Die Pilgerreise begann in Alexandria, Ägypten. Mahalia war fasziniert von den lebhaften Märkten, den Menschenmassen und der jahrtausendealten Geschichte, die ihr in Form einer fünftausend Jahre alten Mumie begegnete. Sie genoss die Eindrücke in vollen Zügen. Von Ägypten ging es weiter nach Beirut, Libanon. Die Docks dort waren laut und heiß, und der Zoll stellte eine Herausforderung dar. Doch die amerikanische Botschaft in Beirut bot eine willkommene Oase der Ruhe und Hilfe.

Anschließend führte die Reise nach Damaskus, Syrien, wo Mahalias Pilgerreise tatsächlich ihren Anfang nahm. Sie besuchte beeindruckende Ruinen des Römischen Reiches und eine Kirche, in der einst der Heilige Paulus gepredigt hatte. Die Stadt erfüllte sie mit Ehrfurcht vor der majestätischen Geschichte des Alten Testaments. Begleitet wurde sie von ihrem Fahrer, einem großen arabischen Mann mit rotem Filzhut, den Mahalia liebevoll "Fez" nannte. Die Straße von Damaskus nach Jerusalem wurde als "wild, schmal und staubig" beschrieben. Mahalia amüsierte sich über ihre Schelte an Fez, weil er so schnell fuhr, und er scherzte im Gegenzug, sie heiraten zu wollen – eine schöne Anekdote in einer so bedeutungsvollen Reise.
Die Fahrt führte unter andrem durch die Wüste, und Mahalia war überwältigt von der biblischen Geschichte, die sie umgab. Besonders berührte es sie, sich den Orten zu nähern, wo Gott Saulus rief und wo Jesus lebte. Sie hielten oft an, um die vielen historischen und biblischen Stätten zu betrachten und sich vorzustellen, was sich dort ereignet hatte. Da die Grenze zwischen Syrien und Israel zu dieser Zeit im Kriegszustand war, mussten sie über Ammon reisen und passierten dabei die Ruinen von Jerash.

Am Jordan, den Mahalia "Jerdan" nannte, watete sie im Wasser und war zutiefst bewegt. Der Fluss, den sie zuvor nur als Symbol gekannt hatte, wurde nun zur greifbaren Realität. Die Überquerung der Grenze zur israelischen Seite am Mandelbaum-Tor war eine erschreckende Erfahrung: Inmitten eines Gedränges mussten sie ihr Gepäck von Hand transportieren. Ein israelischer Beamter fragte sie beim Zoll, woher sie komme, worauf sie entrüstet antwortete: "Ihr habt uns gesehen!"

Angekommen - Jerusalem
In Jerusalem selbst war Mahalia tief berührt. Sie besuchte den Garten Gethsemane am Fuße des Ölbergs, wo sie sich auf die Knie fallen ließ und betete. Sie stieg auf den Berg zu dem Schrein, der Jesu Himmelfahrt gedenkt, und konnte über das Kidrontal blicken, wo Salomo zum König gesalbt wurde, und die Stadt Davids sehen. Mahalia bezeichnete den Besuch Jerusalems als "Heimkehr" und als "das Wichtigste in ihrem Leben". Sie stellte fest, dass die Klagemauer tatsächlich aus den Steinen von Salomons Tempel bestand und der Felsendom auf dem Berg Moriah stand, dem gleichen Ort wie Salomons Tempel. Ihr Wunsch war es, auf dem Kalvarienberg zu singen, wahrscheinlich Lieder wie "The Holy City" oder "Lift Every Voice and Sing". Obwohl ihr Hotel zunächst überbucht war, fand Mahalia Glück in einer Pension bei einer arabischen Familie. Mit ihren indianischen Mokassins und ihrem Wanderstock machte sie sich auf den Weg zum Kalvarienberg.

Ihre Reise führte sie weiter nach Tel Aviv, Israel, wo sie ein Konzert gab
Eine theologische Debatte mit einigen Israelis, bei der sie versuchte, Jesus nahezubringen, und die Reaktion eines Holocaust-Überlebenden, der ihre Ausführungen begrüßte, illustrieren die Komplexität der interreligiösen Begegnung. Trotz des Erfolgs war sie froh, die Reise bald beenden und in die USA zurückkehren zu können.

Nachwirkung
Auch nach dieser unvergesslichen Reise im Jahr 1961 blieb Mahalias Wunsch, weiterhin Evangelisationsarbeit zu leisten und möglicherweise einen "Tempel" in Chicago zu bauen, ihre wahre Leidenschaf. Das Projekt konnte leider nie verwirklicht werden.

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