James Lee

Pianist per Zufall

James Lee war nicht nur Pianist und Sänger, sondern auch Begleiter im Evangelistic Temple COGIC von Bischof A. A. Childs. Der renommierte Musikhistoriker Anthony Heilbut bezeichnete ihn gar als den „ersten männlichen Sopran des Gospels“, was seine besondere stimmliche Begabung unterstreicht.

Bekannt war Lee für seinen unverwechselbaren „Zwei-Finger-Klavierstil“. Obwohl er ein begnadeter Musiker war, litt seine Gesangsstimme in späteren Jahren erheblich. Mahalia Jackson führte dies auf sein „Geschrei“ zurück und warnte andere Sänger davor, ihre Stimmen auf ähnliche Weise zu ruinieren. Lee erlitt zudem einen Nervenzusammenbruch, der ihn am Singen und Reisen hinderte.

Die musikalische Partnerschaft mit Mahalia Jackson

James Lee war mehr als nur ein Kollege; er war ein häufiger musikalischer Kollaborateur und Freund von Mahalia Jackson. Ihre musikalische Verbindung war tiefgreifend: Lee sang oft Duette mit Mahalia.

Eine bemerkenswerte Anekdote illustriert ihre spontane Zusammenarbeit:
In der Nacht von Mahalias Ankunft in Brooklyn wurde Lee, der eigentlich Sänger werden wollte und nicht Pianist, sofort in ihren Schönheitssalon gerufen, um eine Aufnahmesession zu bestreiten, da andere Musiker nicht erschienen waren. Diese Improvisation führte zur Aufnahme des berühmten Songs „Move On Up a Little Higher“, den sie beide von Reverend Brewster gelernt hatten. Die Platte wurde nach einer ganztägigen Probe in den frühen Morgenstunden fertiggestellt.

Lee war auch Zeuge der teils unkonventionellen Methoden bei Aufnahmesessions, wo „Aufseher“ Alkohol mitbrachten, um andere Sänger aufzulockern – eine Praxis, die bei Mahalia Jackson jedoch undenkbar war. Er bemerkte aber, dass Mahalia es den anderen erlaubte, eigene Wege zu gehen, und was sie taten, war ihre Sache.

Ein weiterer unvergesslicher Moment war Lees Erfahrung während einer Aufführung von „Prayer Changes Things“ im Washingtoner Uline Stadium, wo er vom Geist ergriffen wurde, aufjaulte und ohnmächtig wurde.

Auch abseits der Bühne teilten sie besondere Momente. Mahalia Jackson erzählte schmunzelnd, wie Lee ein Gumbo zubereitete, das Bill Russell sehr schätzte, obwohl Mahalia es herunterspielte und meinte, James wolle nur die Zutaten nach Belieben auswählen. Es war auch James Lee, der Mahalia Jackson zum ersten Mal im Osten präsentierte, ein entscheidender Schritt in ihrer Karriere.

James Lee betonte stets die essentielle Rolle von Gospel-Convetion. Für ihn waren sie der zentrale Mechanismus, durch den Solisten, Quartette und Gospelgruppen sich landesweit Kirchengemeinden vorstellten, um zukünftige Engagements zu sichern. Dies unterstreicht seine tiefe Verbundenheit mit der Struktur und dem Wachstum der Gospelmusikszene.