Mildred Elizabeth Carter Falls 1921 - 1974
Eine Hommage an die Seele im Klang Mahalia Jacksons
In tiefer Ehrerbietung und Anerkennung widmen ich diesen Artikel Mildred Elizabeth Carter Falls, einer Künstlerin von seltener Brillanz und unermesslicher Hingabe, deren musikalisches Genie und unerschütterliche Loyalität das Fundament für die legendäre Stimme Mahalia Jacksons legten.
Die Welt feiert Mahalia Jackson zu Recht als die unvergleichliche Königin des Gospels, deren Stimme die Herzen berührte und Grenzen überwand. Doch hinter dieser ikonischen Präsenz stand eine Seele von ebenso großer, wenn auch oft unbesungener, Bedeutung: Mildred Carter Falls. Über zwei Jahrzehnte hinweg blühte ihre Zusammenarbeit zu einer tiefen, von Respekt und Zuneigung geprägten Freundschaft auf. Mildred Falls war nicht nur die musikalische Wegbereiterin, sondern die wahre Architektin des unvergleichlichen Klangs, der Mahalia Jackson zur Weltberühmtheit verhalf. Ihre Präsenz war ein Geschenk, das Mahalia Jacksons Kunst zur Vollendung brachte.
Mildred Falls, geboren 1921 in Magnolia, Mississippi, fand schon früh ihren Weg zur Musik. Ihre Familie zog nach Chicago, und hier begann Mildreds musikalische Reise, sorgfältig genährt durch Klavierunterricht und eine exzellente Ausbildung an zwei Colleges, die ihren scharfen Verstand und ihren unstillbaren Wissensdurst formten. Mahalia Jackson selbst erkannte ihre Gabe und bezeichnete sie treffend als „talentiert und ruhelos“ – Worte, die ihre innere Flamme und ihren kreativen Antrieb wunderbar beschreiben.
Bereits in jungen Jahren übernahm Mildred die Leitung von Kirchenchören in Chicago, ein klares Zeugnis ihrer tiefen Verwurzelung in der reichen Gospeltradition. Ihre Meisterschaft am Klavier und der Orgel, wie auf zahlreichen Aufnahmen und Fotos sichtbar, war offensichtlich. Ein kurzes Intermezzo in Kalifornien, wo sie als Pianistin wirkte und Musik unterrichtete, zeigte ihre Vielseitigkeit. Doch das Schicksal führte sie 1947 zurück nach Chicago, wo sie Mahalia Jackson wiedertraf – ein Moment, der den Grundstein für eine der prägendsten musikalischen Partnerschaften des 20. Jahrhunderts legen sollte.
Mildred Falls war eine Frau von bemerkenswerter Klarheit und Aufrichtigkeit. Sie besaß einen „scharfen Verstand“ und scheute sich nicht, ihre Meinung zu äußern, selbst wenn diese unpopulär war oder Mahalia Jackson verärgerte. Ihr mutiges Eintreten für Mahalias Starstatus bei einer Pressekonferenz ist ein Beispiel für ihre unbeirrbare Loyalität und ihren Sinn für Gerechtigkeit. Auch in Mahalias privaten Beziehungen zeigte Mildred ihren unverblümten Charakter, indem sie offen ihre Bedenken über Sigmond Galloway äußerte. Ihr tiefster Wunsch war stets Mahalias Glück, und sie sprach aus, was viele dachten, um Mahalia vor Belastungen zu schützen.
Ihre kritische Einschätzung von Russell Roberts, den Mahalia heiraten wollte, zeugt von ihrer feinen Beobachtungsgabe und ihrem tiefen Verständnis für Mahalias Bedürfnisse. Mildred erkannte, dass trotz Roberts' vornehmer Art keine wahre „Abstimmung“ zwischen ihnen bestand. Ihre Ansicht, dass Mahalia sich ihm gegenüber minderwertig fühlte, obwohl sie die Überlegene war, zeigt Mildreds einzigartige Fähigkeit, die Dynamik menschlicher Beziehungen zu durchschauen. Diese Erkenntnisse, so wertvoll sie auch waren, hielt sie oft aus Respekt zurück – ein weiteres Zeichen ihrer Noblesse.
Mildreds tiefe Überzeugung, dass Mahalia an einem „gebrochenen Herzen“ starb, weil ihre „Arbeit erst zur Hälfte erledigt war“, zeugt von der tiefen emotionalen Verbundenheit und ihrem Verständnis für Mahalias künstlerisches und spirituelles Vermächtnis. Sie sah in Mahalias Tod nicht nur ein Ende, sondern eine unvollendete Sinfonie der Trauer.
Eine Partnerschaft von intuitiver Meisterschaft
Mildred Falls' musikalisches Genie lag in ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, sich bedingungslos in Mahalia Jacksons Gesang einzufühlen und ihn zu ergänzen. Da Mahalia keine Noten lesen konnte, war Mildred ihr Fels in der Brandung, die unverzichtbare Brücke zu jedem neuen Stück. Mit bewundernswerter Akribie studierte sie die komplexesten Orchesterarrangements von Größen wie John Williams und Percy Faith und übersetzte sie für Mahalia in eine verständliche Sprache – ein Akt höchster musikalischer Vermittlung.
Mildreds Fähigkeit, Mahalias wechselnde Stimmungen, Rhythmen und Phrasierungen intuitiv zu antizipieren, war phänomenal. Sie las Mahalias Lippen und Augen, denn Mahalia sang kein Lied zweimal auf dieselbe Weise. Ihr Spiel war eine lebendige „Call and Response“-Konversation, ein unaufhörlicher Dialog, der Mahalias Gesang umspielte und bereicherte. Mit improvisatorischen Fills, gebrochenen Akkorden, Arpeggien, Läufen, Glissandi und Trillern füllte sie die Pausen des Gesangs auf brillante Weise. Ihre einzigartige Gabe, spontan die Tonart zu wechseln (zu transponieren), schenkte Mahalia eine beispiellose interpretatorische Freiheit, eine Fähigkeit, die Mahalia später bei anderen Pianisten schmerzlich vermisste.
Mildred Falls besaß einen unvergleichlichen rhythmischen Schwung, der ihr Spiel oft mit der Kraft einer ganzen Basie-Band vergleichen ließ. Ihre linke Hand, die eine pulsierende „Walking Bass Line“ im Stil des Ragtime und Stride Piano ausführte, wurde von Hollywood-Studiomusikern als „das Stärkste auf der ganzen Welt“ bewundert. Dinah Shore bemerkte ehrfürchtig, dass Falls „stärker als alle anderen in der Rhythmusgruppe“ war und das Schlagzeug ihr folgen musste – ein unglaubliches Kompliment für ihre rhythmische Autorität! Ihr charakteristisches Fußstampfen, das auf vielen Aufnahmen zu hören ist, erzeugte einen „ganz anderen Beat“ und unterstrich ihre einzigartige Energie. Allein die damaligen Toningenieure waren bei Aufnahmen davon nicht begeistert...
Mit ihrer rechten Hand imitierte sie Bläserparts und schuf so eine orchestrale Fülle, die die „Lücke eines fehlenden Bläsersatzes“ meisterhaft füllte. Ihre Blues-inspirierten Akkorde bildeten eine „Konversation“ mit Mahalias Gesang, einen musikalischen Dialog, der die Seele berührte. Mildred war eine wahre „Klangkünstlerin“: Der geschlossene Deckel des Flügels bei Konzerten war nicht Ausdruck der Sorge vor zu hoher Lautstärke, sondern ihr Weg, einen warmen, weichen, profunden Klang zu erzielen, der Mahalias Stimme umhüllte. Mit wohlüberlegten, sparsamen Akzenten, durchdachten Bassläufen und vom Blues geprägten Harmonien erreichte sie einen "Swing", dessen enorme Wirkung gerade in seinem Minimalismus lag. Ihr Spiel war stets transparent, eine feine Balance, in der die Akkorde der rechten Hand über Mahalias Stimme lagen, gestützt von Mildreds linker Hand im Bass. Diese „offene Anordnung“ ohne unnötige Verdopplungen zeugt von ihrer tiefen musikalischen Intelligenz. Ihre Kompetenz im Arrangieren zeigte sie auch eindrucksvoll mit ihrem „Falls-Jones Ensemble“ und Ralph Jones an der Hammond-Orgel.
Mildred Falls' Spiel war ein Meisterwerk musikalischer Selbstlosigkeit. Es gab kein Streben nach Eigenprofilierung, keine egozentrische Virtuosität. Jede Note war präzise gesetzt, reduziert auf das Wesentliche, und gerade dieser minimalistische, aber tiefgründige Stil gab Mahalia die interpretatorische Freiheit, die sie so dringend brauchte. Das Zusammenspiel von Stimme und Klavier war ein nahtloser Tanz, in dem sie sich dynamisch, agogisch und rhythmisch wie eine Einheit bewegten. Mildreds eigene kompositorische Kreativität zeigte sich in Stücken wie „I'm On My Way to Canaan Land“ mit seinem „kubanisch-afrikanischen Beat“, was ihre Experimentierfreudigkeit unterstrich. Obwohl sie gerne musikalische Grenzen überschritten hätte, blieb sie doch dem traditionellen Stil treu – aus Respekt vor Mahalias Wunsch, keine „Jazzakkorde“ in ihren Begleitungen zu haben.
Ihre Verbindung reichte weit über die Bühne hinaus. Sie durchquerten die USA in Mahalias Cadillac und Mildred war eine feste Größe auf Mahalias großen Europatourneen, einschließlich ihres unvergesslichen Debüts in der Carnegie Hall. Mildred Falls empfand die künstlerische Partnerschaft mit Mahalia Jackson als anspruchsvoll, aber stets von tiefer Ehrfurcht getragen.
Mildred Falls widmete Mahalia Jackson insgesamt 25 Jahre ihres Lebens, wovon sie 21 Jahre als regelmäßige musikalische Partnerin zählte. Ihr Verständnis für die fortwährende Verbindung, auch wenn sie nicht mehr täglich zusammenarbeiteten, zeigte sich in ihrer Aussage, dass weder Mahalia sie entließ noch sie selbst kündigte. In den frühen Jahren ihrer Zusammenarbeit war sie nicht nur Pianistin, sondern auch Mahalias Sekretärin und nahm ihr viele Aufgaben ab – eine Geste der Fürsorge, die Mahalia Freiraum für ihre Kunst schenkte.
Frau Valerie Nero, die Großnichte von Mahalia Jackson, erinnert sich an Mildred Falls, wie sie Gwendolyn Lightner, die später ihre „Nachfolgerin“ werden sollte, in Mahalias Wohnung am Klavier unterrichtete. Diese menschliche Größe, ihr Wissen weiterzugeben, im Wissen um ihre eigene, aus gesundheitlichen Gründen begrenzte Zeit, ist ein Akt von unschätzbarem Wert und zeugt von einer wahren Mentorin. Mildred Falls' Einfluss reichte so weit, dass sie sogar lokalen Organisten in Europa während ihrer gemeinsamen Tourneen Unterricht gab – eine wahre Botschafterin der Gospelmusik.
Sie hatte die Ehre, an Mahalias Seite für fünf Präsidenten zu spielen: Johnson (zweimal), Kennedy (bei der Vor-Inauguration), Eisenhower, Truman und den Präsidenten von Mexiko. Ihr Spiel ist auf den meisten Schallplattenaufnahmen zu hören, und sie begleitete Mahalia auf weltweiten Tourneen, bei TV-Auftritten und unzähligen Kirchenveranstaltungen. Ihre Hände formten den Klang, der Millionen berührte.
Unterstützung in guten und schweren Zeiten
Mildred Falls war eine konstante und unerschütterliche Präsenz in Mahalia Jacksons oft stürmischem Leben. Sie teilten nicht nur die Triumphe, sondern auch die Härten des Tourlebens. Dazu gehörte das gemeinsame Ertragen der Demütigungen der Rassentrennung, besonders im Süden der USA, wo sie stets ein Hotelzimmer teilten – ein Symbol ihrer unzertrennlichen Verbundenheit und ihres gemeinsamen Leidens. Mildred empfand Rassismus als zutiefst unmenschlich und litt spürbar darunter.
Sie unterstützte Mahalia auch in geschäftlichen Angelegenheiten, verhandelte mit Veranstaltern und Sponsoren und regelte logistische Details. Mildred war Mahalias engste Vertraute und emotionale Stütze in angespannten Situationen. Als Mildred mit Krankheit kämpfte, betete Mahalia für ihre Genesung – ein Zeugnis ihrer tiefen gegenseitigen Zuneigung. Mildred half Mahalia, mit den Anforderungen des Ruhms umzugehen, indem sie sie abschirmte, wenn sie Ruhe brauchte. Mahalia schätzte Mildreds außergewöhnliches Gedächtnis, das ihr half, Menschen und Ereignisse zu rekapitulieren.
Mildred erinnerte sich lebhaft in dem Interview mit Laurraine Goreau an ihre erste Europareise 1952 und wie die Aussicht, mit Mahalia zu reisen, sie nach einer Krankheit „wundersam gesund“ machte – ein Beweis für die heilende Kraft ihrer Freundschaft. Sie erzählte von Mahalias Rolle als „Friedensengel“ in Paris, wo sie zwei verfeindete Personen versöhnte. Mildred berichtete von der Todesangst in Montgomery, als das Haus, in dem sie kurz zuvor gewohnt hatten, bombardiert wurde, und von dem Schutz durch einen Schaffner, der sie und Mahalia vor einer wütenden Menschenmenge in den fahrenden Zug zog.
Mildred hob hervor, dass Mahalia auf ihre eigene, stille Art die Integration vorantrieb, indem sie darauf bestand, dass das Publikum gemischt saß: „Jeder soll sitzen, wo immer er will. Wenn sie es nicht tun, werde ich nicht singen. Das ist Gospel... alle sitzen zusammen oder ich singe nicht! Und das hat es beendet.“ Sie bezeugte, dass Mahalia diesen Standpunkt schon Jahre vor Martin Luther King Jr. eingenommen hatte, dies aber nie an die große Glocke hing. Mildred sah eine Parallele zwischen Mahalias Bescheidenheit und Jesus, der seine Wunder nicht verbreitet wissen wollte. Sie beschrieb, wie Mahalia bei einem Auftritt, besonders bei „The Star Spangled Banner“, von einem Geist „übernommen“ zu werden schien – eine Manifestation der tiefen Spiritualität, die sie beide teilten.
Das enge Zusammenleben von Mildred und Mahalia, das Reisen, Shoppen, Proben und Erleben von Freud und Leid, brachte natürlich auch Konflikte mit sich. Zwei Themen wurden in der Vergangenheit leider unsachlich diskutiert, und es ist wichtig, hier Klarheit auf Basis der verfügbaren Quellen zu schaffen, um Spekulationen zu begegnen.
Der Wert ihrer Arbeit: Mildreds Bezahlung
Im Umfeld von Mahalia und Mildred herrschte die Ansicht, dass Mildred finanziell unterbezahlt war. Sie erhielt 200 Dollar pro Woche plus Spesen von etwa 100 Dollar. Dieses „Gesamtpaket“ umfasste nicht nur das Begleiten der Konzerte, sondern auch unzählige Proben, die Arbeit mit anderen Musikern und die unschätzbare Aufgabe, Mahalia komplexe Orchesterarrangements zugänglich zu machen, da diese keine Noten lesen konnte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Mahalia Mildred mitten in der Nacht anrief, wenn sie eine Idee hatte oder nicht schlafen konnte – Mildred stand quasi 24 Stunden auf Abruf bereit.
In den frühen Jahren übernahm Mildred sogar Manager- und Assistenzaufgaben. Obwohl Mahalias Einnahmen damals noch moderater waren und Falls' damalige Vergütung nicht explizit dokumentiert ist, ist es schmerzlich festzustellen, dass Mahalia Mildreds Gehalt nicht anpasste, als ihre eigenen Einnahmen auf 3.000 bis 8.000 Dollar pro Abend stiegen.
Die Behauptung von John Sellers, Mahalias Ziehsohn, Mildred sei „gefeuert“ worden, als sie um eine Gehaltserhöhung bat, ist nach eingehender Prüfung nicht beweisbar. Das Ende ihrer Zusammenarbeit war komplexer und nicht auf einen einzelnen Vorfall reduzierbar. Sellers' eigene Kritik an Mahalias Umgang mit Geld, die durch Aussagen seriöser Weggefährten wie William „Bill“ Russell, Studs Terkel, Irving Townsend und Dr. Barkley gestützt wird, legt nahe, dass Mahalia dazu neigte, Mitarbeiter unter Wert zu entlohnen.
Obwohl Mahalia Jackson in ihrem Testament Mildred Falls wohl 2.000 oder 2.500 Dollar vermachte, deuten Quellen darauf hin, dass Mildred dieses Geld vor ihrem Tod 1974 wahrscheinlich nie erhielt. Mildred selbst erwähnte in einem Interview mit Laurraine Goreau eine Hinterlassenschaft von Mahalia, doch die komplexe Testamentsabwicklung, vor allem wegen der Immobilien, erschwerte den Zugang. Mildred bekräftigte in diesem Interview stets, dass ihre Freundschaft mit Mahalia bis zum Schluss bestand und sie nicht entlassen wurde, sondern gesundheitliche Gründe sie am Reisen hinderten.
Menschliche Herausforderungen: Alkoholkonsum
Spekulationen über Mildred Falls' Alkoholkonsum wurden diskutiert. Der Produzent Irving Townsend berichtete, dass er Falls Alkohol kaufte, um Aufnahmen fertigzustellen, da die Arbeit mit Mahalia schwierig war und Mildred „Alkohol brauchte, um die Alben in New York fertigzustellen, um die Arbeit zu erledigen, um Himmels willen“. Bill Russell erinnerte sich an einen Vorwurf Mahalias, Falls habe am Vorabend zu viel getrunken, was ihre Leistung beeinträchtigte. Mahalia kritisierte dies scharf, betonte aber, dass Falls' „Ruf in Ordnung“ sei, sie aber eine „schlechte Angewohnheit“ habe.
Diese Quellen belegen Alkoholkonsum und dessen Auswirkungen. Ob dies jedoch auf ein chronisches „Alkoholproblem“ im Sinne einer Abhängigkeit hindeutet oder lediglich auf gelegentlichen übermäßigen Konsum, bleibt offen. Es ist wichtig, Alkoholabhängigkeit als Krankheit zu betrachten. Die Tatsache, dass dieses Thema angesprochen wird, mindert in keiner Weise die tiefe Wertschätzung für Mildred Falls als Mensch und außergewöhnliche Musikerin, die von allen geachtet und geschätzt wurde.
Wie Mahalia selbst, kämpfte auch Mildred mit erheblichen gesundheitlichen Problemen, die ihre gemeinsamen Reisen erschwerten. Mitte der 1960er Jahre war sie „vom Glück verlassen, krank und auf häusliche Pflege angewiesen“. Bereits 1952 war sie „wirklich krank“, Ärzte konnten ihr Problem nicht benennen, und sie war „schwach wie ein Kind“. Ihre Schwäche wurde mit einer früheren Polioerkrankung in Verbindung gebracht.
Eine Knieverletzung zwang sie, im Rollstuhl zu reisen, was ihre Arbeit erheblich erschwerte und maßgeblich zu ihrer Entscheidung beitrug, sich von den Tourneen zurückzuziehen – der Hauptgrund, den sie auch im Interview mit Laurraine Goreau nannte. Mildred Falls litt zudem jahrelang an Arthritis. Trotz dieser enormen Belastungen zeigte sie eine unbändige Stärke und den Willen, ihre Kunst bis zuletzt auszuüben.
Gegen Ende der 1960er Jahre trennten sich die Wege von Mahalia und Mildred, ein schmerzlicher Moment für eine „außerordentliche Freundschaft“, die „auf so tragische Weise endete“, wie Laurraine Goreau in ihrer Biografie bemerkte. Die genauen Gründe bleiben im Dunkeln. Spekulationen über eine Entlassung aufgrund einer Gehaltserhöhung, wie von Jules Schwerin behauptet, wurden durch Mark Burfords Veröffentlichungen mehr als in Frage gestellt, da Schwerin an anderen Stellen nachweislich falsch liegt und auch sonst sich mehr von der “eigenen Fantasie“, als von Tatsachen leiten ließ.
Der Kontext von Mahalias sich verschlechterndem Gesundheitszustand und dem erneuten Einfluss ihres Ex-Mannes Sigmond Galloway ist hier entscheidend. Mildred, wie viele in Jacksons engstem Kreis, sah Galloway kritisch. Die Trennung von Mildred war nicht isoliert; Mahalia traf in dieser Zeit andere rätselhafte Entscheidungen, wie die Auflösung ihres erfolgreichen Managements ohne ersichtlichen Grund. Viele waren überzeugt, dass Galloways Einfluss hier eine entscheidende Rolle spielte. Mildred selbst bekräftigte in ihrem Interview mit Laurraine Goreau, dass Mahalia sie nie entlassen habe, sondern ihr gesundheitlicher Zustand das Reisen einfach nicht mehr zuließ. Sie betonte, dass ihre Freundschaft bis zum Schluss intakt blieb und sie in Kontakt waren.
Ein letzter, tief bewegender Akt der Hingabe war Mildreds Klavierspiel bei Mahalia Jacksons Beerdigung – eine ergreifende letzte Hommage an eine gemeinsame, lange freundschaftliche und musikalische Reise, die für immer in den Annalen der Musikgeschichte verankert ist.
Mildred Carter Falls verstarb 1974 in einem Pflegeheim in Chicago. Nach den Aussagen von John Sellers, der sie bis zuletzt begleitete, starb sie dort verarmt und vereinsamt. Eine traurige Ironie für eine Frau, die so viel gegeben hatte.
Leider waren meine Bemühungen bisher vergeblich, eine Grabstelle oder Familienangehörige zu ermitteln. In dem Buch „Mahalia Jackson, Young Gospel Singer“ von Montrew Dunham, gibt es die folgende Widmung des Autors:
„For Mildred Falls and her nieces, Cheryl and Sheila Carter“.
Ihr Vermächtnis ist weit größer als die bloße Anwesenheit auf Schallplatten. Mildred Carter Falls war nicht nur eine Begleiterin; sie war die stille Kraft, der unverzichtbare musikalische Anker, der Mahalia Jacksons Stimme befähigte, sich zu erheben und ihr volles, transformierendes Potenzial zu entfalten. Ihre Bedeutung ist von unschätzbarem Wert und verdient eine tiefgreifende und bleibende Ehrung.
©Thilo Plaesser