Saturday Review

27. September 1958

Die Stimme Amerikas


Prägung der intellektuellen Landschaft
In einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und des Kalten Krieges, als Amerika nach seiner Identität suchte, erhob sich eine Zeitschrift, die sich zum "Magazin der Ideen" aufschwang: die Saturday Review. Insbesondere in den 1950er Jahren war sie weit mehr als nur ein Periodikum – sie war ein intellektueller Leuchtturm, der das kulturelle und politische Bewusstsein der Nation maßgeblich mitgestaltete.

Ursprünglich 1924 als "The Saturday Review of Literature" gestartet, vollzog die Zeitschrift 1952 eine entscheidende Transformation. Der Namenswechsel zu "Saturday Review" war kein Zufall, sondern ein klares Signal: Das Magazin öffnete sich über die Literatur hinaus für ein breiteres Spektrum an Themen und wurde zur umfassenden Wochenzeitschrift für den denkenden Leser.

Ein Kompendium des Wissens und der Kritik
Unter der Ägide des visionären Chefredakteurs Norman Cousins, der die Zeitschrift von 1940 bis 1971 prägte, entwickelte sich die "Saturday Review" zu einem unverzichtbaren Kompendium aus Reportagen, Essays und Kritiken. Cousins verstand es meisterhaft, eine Brücke zwischen Literatur und aktuellen Ereignissen zu schlagen, was die Auflage der Zeitschrift erheblich steigerte.

Was die "Saturday Review" in den 1950ern so einzigartig machte, war ihre thematische Breite:
Literatur im Fokus: Trotz der Erweiterung blieb die Literatur das Herzstück. Detaillierte Buchrezensionen von Koryphäen wie John Barkham und tiefgründige literarische Essays gaben Orientierung in einer Flut neuer Veröffentlichungen. Der Poesie-Redakteur John Ciardi, der ab 1956 das Ressort leitete, sorgte mit seinen pointierten Kritiken oft für leidenschaftliche Debatten.

Der Puls der Zeit
Die Zeitschrift kommentierte unermüdlich die aktuellen Ereignisse, von der nationalen Politik bis zu internationalen Verwicklungen. Sie bot ihren Lesern fundierte Analysen und Meinungen, die oft über den täglichen Nachrichtenstrom hinausgingen.
Bildung, Wissenschaft und Reisen: Ob es um pädagogische Reformen, die neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen oder exotische Reiseziele ging – die "Saturday Review" vermittelte Wissen auf zugängliche und ansprechende Weise.

Kultur im Scheinwerferlicht
Kunst und Kultur fanden in der Zeitschrift ihren festen Platz. Musikkritiker wie Irving Kolodin und Theaterkritiker wie John Mason Brown und Henry Hewes führten die Leser durch die Bühnen und Konzertsäle Amerikas und der Welt.
Engagiert und Liberal: Unter Norman Cousins wurde die "Saturday Review" zu einer wichtigen Stimme für liberale Anliegen. Insbesondere in den 1950er Jahren setzte sich die Zeitschrift vehement für Abrüstung und globale Verständigung ein. Sie scheute sich nicht, soziale und gesellschaftliche Themen aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen.

Ein Erbe der Ideen
Die "Saturday Review", oft schlicht als "SR" bekannt, war zu ihrer Blütezeit einflussreich und beherbergte eine Riege hochkarätiger Kritiker und Autoren. Obwohl sie nie ein kommerzielles Schwergewicht war, lag ihre wahre Bedeutung in ihrer Rolle als intellektueller Treffpunkt und als Plattform für fundierte Debatten.

Die 1950er Jahre waren ein Jahrzehnt, in dem die "Saturday Review" ihre Rolle als kritischer Begleiter und Vordenker festigte. Sie spiegelte nicht nur die intellektuelle Neugier einer Nation wider, sondern formte sie aktiv mit – ein bleibendes Vermächtnis als "Magazin der Ideen", das über das reine Lesen hinaus zum Nachdenken und Diskutieren anregte.

Mahalia war in der Ausgabe vom 27. September 1958 die Titelstory.

© Saturday Review 1958