Illinois Rally for Civil Rights

Ein Meilenstein der Bürgerrechtsbewegung

Illinois Rally for Civil Rights im Soldier Field 1964.

Am 21. Juni 1964 versammelten sich Zehntausende im Soldier Field in Chicago zu einem der bedeutendsten Ereignisse der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung: der "Illinois Rally for Civil Rights". Obwohl die Veranstaltung oft im Kontext der breiteren "Chicago Freedom Movement" genannt wird – einer Kampagne, die 1965-1966 stattfand – war diese Kundgebung ein entscheidender Vorläufer und ein starkes Zeichen für die anhaltenden Bemühungen um Bürgerrechte in der Stadt und darüber hinaus. Im Mittelpunkt stand dabei Mahalia Jackson, deren kraftvolle Stimme und unermüdliches Engagement die Bewegung maßgeblich prägten.

Einberufung in einer entscheidenden Zeit

Die Rally fand zu einem kritischen Zeitpunkt statt: Das Bürgerrechtsgesetz von 1964 (Civil Rights Act of 1964) stand kurz vor der Verabschiedung durch den Kongress. Nur elf Tage später, am 2. Juli 1964, würde Präsident Lyndon B. Johnson dieses historische Gesetz unterzeichnen. Das Ziel der Kundgebung war es, die enorme öffentliche Unterstützung für das Gesetz zu demonstrieren, die Einheit der Bürgerrechtsbewegung zu unterstreichen und gleichzeitig zu verdeutlichen, dass die Verabschiedung des Gesetzes zwar ein wichtiger Schritt war, aber die Arbeit zur Erreichung vollständiger Rassengleichheit noch lange nicht beendet war.

Eine beeindruckende Demonstration der Solidarität

Trotz frühmorgendlichem Regen und später drückender Hitze versammelten sich schätzungsweise zwischen 57.000 und 75.000 Menschen im Soldier Field. Dies machte die Kundgebung zur zweitgrößten Bürgerrechtsveranstaltung in der Geschichte der USA nach dem Marsch auf Washington im Jahr 1963. Die schiere Teilnehmerzahl war ein überwältigendes Zeugnis der Solidarität und Entschlossenheit.

Die Organisation hinter dieser Mammutveranstaltung war beeindruckend: Fast 150 verschiedene Organisationen bewarben die Rally und verteilten 1,5 Millionen Flyer in Chicago, um ihre Mitglieder mit Bussen zum Veranstaltungsort zu bringen. Die Hauptredner des Tages waren Dr. Martin Luther King Jr., Präsident der Southern Christian Leadership Conference (SCLC), und Pater Theodore M. Hesburgh, Präsident der University of Notre Dame. Dr. King betonte in seiner Rede, dass die Verabschiedung des Bürgerrechtsgesetzes zwar ein "langer, langer Weg" gewesen sei, aber auch, dass "wir noch einen langen, langen Weg vor uns haben", um echte Gleichheit zu erreichen.

Mahalia Jackson - Die "Stimme der Bewegung"

Eine zentrale und unvergessliche Rolle bei der Rally spielte Mahalia Jackson, die weltberühmte "Königin des Gospels“.

Bekannt für ihre tiefgreifende Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung und ihre enge Freundschaft mit Dr. King, verkörperte sie die entscheidende Rolle, die Frauen in diesem Kampf spielten.

Mahalia Jackson leitete einen beeindruckenden 5.000-köpfigen Gospelchor, der die Kundgebung mit zwei Stunden erhebender Gospel- und Jazzmusik eröffnete. Ihre kraftvolle Stimme und ihre Darbietung von Liedern wie "Just a Closer Walk With Thee" und "I Am a Poor Pilgrim of Sorrow" zogen unzählige Menschen zur Rally. Sie nutzte ihr außergewöhnliches Talent nicht nur, um die Menschen zu inspirieren, sondern auch, um Spenden und Publizität für die Sache zu generieren. Ihr Engagement begann bereits 1956 mit dem Montgomery-Busboykott, wo sie kostenlos sang und eine tiefe Freundschaft zu King und seinen Mitstreitern entwickelte. Sie sang bei der Prayer Pilgrimage for Freedom 1957 und bestand konsequent auf integriertem Publikum bei ihren Konzerten. Mahalia Jackson war eine der prominentesten Künstlerinnen, die ihre Kunst voll und ganz in den Dienst des Kampfes für Bürgerrechte stellte, und war für Dr. King, der in ihrem Haus in Chicago oft Entspannung fand, eine wichtige Stütze.

Bedeutung und Nachhall

Die "Illinois Rally for Civil Rights" zeigte die anhaltende Entschlossenheit der Bürgerrechtsbewegung im Norden der USA. Insbesondere in Chicago, einer Stadt, die selbst mit tief verwurzelten Problemen wie Wohnungsdiskriminierung, Bildungsungleichheit und Polizeibrutalität zu kämpfen hatte, war die Kundgebung ein klares Zeichen. Die Veranstaltung verlief friedlich und erfolgreich, trotz einer kleinen Gruppe von Protestierenden außerhalb des Stadions.

Weniger als zwei Wochen nach dieser Kundgebung unterzeichnete Präsident Johnson das Bürgerrechtsgesetz von 1964, was die Relevanz der Rally als Teil des Drucks für legislative Veränderungen unterstreicht. Die Kundgebung war ein monumentales Ereignis, das die massive Unterstützung für Gleichheit demonstrierte und Mahalia Jacksons unverzichtbare Rolle als "Stimme der Bewegung" durch ihre inspirierende musikalische Darbietung hervorhob.

Es ist wichtig zu beachten, dass Dr. King auch später in Chicago aktiv war. Am 10. Juli 1966, im Rahmen der "Chicago Freedom Movement", leitete er eine weitere bedeutende Kundgebung im Soldier Field, die "Freedom Sunday Rally". Auch hier versammelten sich Zehntausende, und King formulierte Forderungen nach fairem und offenem Wohnraum, gleicher Gerechtigkeit und Arbeitsplätzen. Nach dieser Kundgebung marschierten 5.000 Menschen, darunter Mahalia Jackson, zum Rathaus, wo King eine Kopie ihrer Forderungen an einer Tür anbrachte. Mahalia Jackson setzte sich auch in diesem Fall für Dr. King ein und unterstützte seine Kampagne in Chicago, selbst als Teile der afroamerikanischen Kirchenführung dies ablehnten, und rief sogar Bürgermeister Daley an, um dessen Unterstützung für Kings Rede zu gewinnen.

Die "Illinois Rally for Civil Rights" von 1964 bleibt ein leuchtendes Beispiel für die Macht der Einheit und des friedlichen Protests im Kampf für Gerechtigkeit.

©Thilo Plaesser

VIDEO
„Just a closer walk with thee“ am 21. Juni 1964 auf der "Illinois Rally for Civil Rights"

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